Wie verwandelt man eine Firma in eine agile Firma? Wenn man es schnell und billig haben will, dann kann man einen alten Kläpper mit schwarzer Schuhcreme in einen stolzen Rappen verwandeln. Der Traum endet jedoch beim ersten Regenguss und so ergeht es auch dem schnellen Start in die Agilität.
Der frühere Projektleiter wird zum Product Owner, das alte Team zum Scrum Team und irgendjemand wird der Scrum Master. Von Projektleiter, Architekt, QA Beauftragten und Senior Developer kann jeden der Fluch des (Teilzeit) Scrum Master treffen.
Auf den ersten Blick scheint es erst einmal nicht besonders befremdlich aus einem Team das Scrum Team zu machen und aus dem Projektleiter den PO. Aber ohne große Unterstützung werden viele in ihren neuen Rollen unglücklich und damit zu Bremsen im agilen Prozess.
Der Projektleiter führte ein Team, erstellte Pläne und wies Arbeiten an. Nun hat er plötzlich die Aufgabe dem Scrum Team die Stories des Kunden zu verkaufen. In seinen Augen nur noch zu verkaufen. Aus einem Führer und Planer wird so ein Verkäufer. Nicht jedem Naturell gefällt dieser Wechsel.
Das klassische Entwicklungsteam soll sich in ein Scrum Team verwandeln. Vielleicht wäre das Märchen vom hässlichen Entlein die bessere Metapher? Ein selbstorganisiertes, kreatives, unabhängiges, innovatives und selbstsicheres Team, dessen Mitglieder zuvor jahrelang die Aufgaben abarbeiten mussten, die ein Planer ihnen vorgesetzt hat. Die weder bei der Planung oder Umsetzung mitentscheiden durften. Die den Vorgabenkatalogen der Firma und Zeitplänen ihrer Vorgesetzt folgen mussten. Der ein oder andere wird jetzt in seinem Großraumbüro herumschielen und sich fragen, wie die Eigenbrödler, die kontaktscheuen Experten, die autistischen Überfliegen in ein Scrum-Team integriert werden könnten.
Erst einmal müssen die Teams neu aufgeteilt werden. Die Zusammensetzung der alten Teams war ihren Projekten, der hierachischen Arbeitsweise, den Launen der Vorgesetzten und einer großen Priese Zufall geschuldet. Scrum Teams müssen eine neue Mischung erhalten, die Expertise und Selbstbehauptung ermöglicht.
Damit dies möglich ist, benötigen Firmen starke Scrum Master. Keine Mitarbeiter, die aufpassen, dass die Meetings abgehalten werden, sondern Streiter für gesunde Teams, Unterstützer aggressive Veränderungen und Mentoren und manchmal auch Therapeuten aller Prozessbeteiligten.
Wenn eine Firma sich nicht wirklich bei der Scrum Einführung bemüht, steht sie irgendwann da, wie der Kaiser aus dem Märchen.